Was ist besser: Baumwollbeutel, Plastik- oder Papiertaschen?
Die gute alte Plastiktüte. Das Symbol der Umweltverschmutzung.
Ob im Wald, auf der Wiese oder am Strand, ist sie der Inbegriff der Verschmutzung unserer Umwelt mit Plastik. Dadurch hat sie schon den ein oder anderen Shitstorm bekommen. In Sozialen Medien, aber auch in der Politik. Einschränkungen und Verbote sind entweder schon da, oder auf dem Weg. Trotzdem gibt es noch Luft nach oben. Was wir tun können und wieso unser Handeln so wichtig ist, wollen wir euch in diesem Blogpost erklären.
Aber vorher nochmal ein kleiner Recap vom letzten Blogpost:
💡 Jede:r Deutsche verursacht im Jahr etwa 457 Kilogramm Haushaltsabfall
💡 Ganze 38 Millionen Tonnen Müll entstehen jedes Jahr in Deutschland
💡 Mittlerweile schwimmen in unseren Weltmeeren fünf Müllinseln
💡 Im Meer befinden sich bereits über 200 Millionen Tonnen Plastikmüll
💡 Jedes Jahr kommen schätzungsweise 3 Millionen Tonnen dazu
Aber es gibt doch ein Plastiktüten Verbot? Haste gedacht.
Seit 2016 sind in Deutschland Plastiktüten abgeschafft worden. Meint man zumindest. Leider stimmt das nicht ganz, denn bei einigen Händlern, werden immer noch Plastiktüten herausgegeben. Diese Plastiktüten müssen laut Gesetz seit 2016 kostenpflichtig an den Kunden verkauft und dürfen nicht mehr kostenlos herausgegeben werden. Dadurch ist der Konsum an Plastiktüten schon deutlich zurückgegangen. Pro Kopf verbrauchen die Deutschen aber immer noch rund 18 Tüten pro Jahr. Das sind insgesamt rund 1,49 Milliarden Tüten, laut des Bundesumweltministeriums (BMU).
"Pro Kopf verbrauchen die Deutschen aber immer noch rund 18 Tüten pro Jahr. Das sind insgesamt rund 1,49 Milliarden Tüten, laut des Bundesumweltministeriums (BMU)."
Das Verbot berücksichtigt allerdings nicht die sogenannten Hemdchenbeutel. Also die dünnen Plastiktüten, die man zum Beispiel beim Kauf und zum Abwiegen von Obst und Gemüse im Supermarkt kostenlos bekommen kann. Von diesen Hemdchenbeuteln werden allein in Deutschland 3,749 Milliarden verbraucht, jedes einzelne Jahr. Und jede Tüte wird um Durchschnitt nur 25 Minuten verwendet. Diese Hemdchenbeutel sind so dünn, dass sie leicht mal vom Winde verweht werden und ihren Weg viel leichter in Flüsse, Seen oder das Meer finden. Laut Umweltbundesamt finden sich an der Nordsee drei dünne Plastiktüten pro hundert Meter Küstenlinie. Plastiktüten sind also immer noch ein großes Problem in Deutschland. Dabei sollte es so einfach sein dieses Problem zu lösen. Und auch so wichtig.
"Von diesen Hemdchenbeuteln werden allein in Deutschland 3,749 Milliarden verbraucht, jedes einzelne Jahr. Und jede Tüte wird um Durchschnitt nur 25 Minuten verwendet."
Ganz schön ölig, die Angelegenheit
In jeder Plastiktüte steckt Erdöl und davon nicht zu wenig. Für jede Plastiktüte braucht man das doppelte des Gewichts an Erdöl. Und damit nicht genug. Die meisten Plastiktüten werden nämlich gar nicht recycelt, sondern landen direkt in der Müllverbrennung. Schade drum, oder? Du fragst dich, wieso man nicht einfach alle Plastiktüten zusammen sammelt und zu neuen Plastikprodukte umfunktioniert? Leider reicht dafür unsere Infrastruktur und unser Wille zur Mülltrennung (noch) nicht aus.
"Für jede Plastiktüte braucht man das doppelte des Gewichts an Erdöl."
Kann das nicht einfach recycelt werden?
Plastiksorten können nicht so ohne weiteres zusammengemischt werden. Es gibt allerlei verschiedenen Plastik-Sorten und nur 6 davon haben eine eigene Kennzeichnung. Alle anderen (darunter fallen z.B. auch Biokunststoffe) werden mit “Nr.07” gekennzeichnet. Es ist unglaublich schwer für die Trennsysteme in Recyclinganlagen viele Kunststoffe zu unterscheiden. Die kleinen Hemdchenbeutel bestehen oft aus LDPE, welches nur für mindere Folien recycelt werden kann. Idealerweise werden daraus wieder Müllbeutel hergestellt. Doch oft werden die Tüten einfach verbrannt. Noch dazu, ist die Herstellung von Tüten aus neuem Erdöl deutlich günstiger. Da Erdöl immer noch finanziell gefördert wird, sind Tüten aus recyceltem Kunststoff momentan noch die teurere Alternative. Naja, und so werden weiterhin Plastiktüten produziert, die meisten einmal benutzt und dann sofort weggeschmissen.
"Idealerweise werden daraus wieder Müllbeutel hergestellt. Doch oft werden die Tüten einfach verbrannt."
Dabei könnte man doch so einfach jedes mal die gleiche Tüte benutzen. Beim Einkaufen, beim Besuch bei Freunden und beim Transportieren von was nicht allem. Mal ganz ehrlich: Wer kennt es nicht. Spontan nach der Arbeit einkaufen und den Beutel zuhause vergessen. Was nun? Ärgerlich, und schon gibt es keine andere Möglichkeit als alles in zwei Händen und Armen zu jonglieren oder verdammt nochmal zur Plastiktüte zu greifen.
Gibt es nachhaltige Alternativen zur Plastiktüte?
Die Papiertüte.
Viele von euch denken jetzt sicher an die Papiertüte. Diese schadet Meeresorganismen nicht, falls sie in die Umwelt gelangt, da sie aus natürlichen Rohstoffen hergestellt wird und sich leichter recyceln lässt, nämlich 35 mal bis daraus nur noch ein Eierkarton werden kann. Dennoch ist die Herstellung auch aufwändig und umweltbelastend. Denn es werden chemische Substanzen benötigt, um aus dem Holz Cellulose zu gewinnen. Papiertüten aus Altpapier haben da schon eine deutlich bessere Bilanz. Während für eine ca 54 g Papiertüte ca. 60 g CO₂ ausgestoßen wird, sind es bei einer Altpapiertüte nur 37,8 g CO₂. Es ist deutlich schwieriger Papiertüten mehrmals wiederzuverwenden, da sie nicht so robust und wasserdicht sind, wie die meisten Plastiktüten. Papiertüten sind also nur mit einem blauen Engel Siegel nachhaltig, für den Einmalgebrauch aber immer noch viel zu schade. Dabei hat man so ein gutes Gefühl, wenn man statt zum Plastiktütchen, zum Papierbeutel greift.
"Während für eine ca 54 g Papiertüte ca. 60 g CO₂ ausgestoßen wird, sind es bei einer Altpapiertüte nur 37,8 g CO₂."
Der Baumwollbeutel.
Papiertüten sind also noch nicht ganz die Lösung. Auch ein Jutebeutel, bzw. Baumwollbeutel benötigt mehr Energie als die Plastiktüte. Sogar mehr als die Papiertüte. So braucht man etwa ca. 14 mal mehr Energie um einen Baumwollbeutel herzustellen, als die Herstellung einer Plastiktüte. Klingt demotivierend? Niemals! Einfach deine Papiertüten und deinen Baumwollbeutel so oft wie du kannst wiederverwenden. Und verwendest Du einen nachhaltig und fair produzierten Bio Baumwollbeutel mehrmals wieder, ist die Bilanz des Beutels deutlich besser, als von einer Papier- oder Plastiktüte. Hier schwanken die Einschätzungen, wie oft ein Jutebeutel wiederverwendet werden sollte zwischen 50 und 150.
"Hier schwanken die Einschätzungen, wie oft ein Jutebeutel wiederverwendet werden sollte zwischen 50 und 150."
Die kompostierbare Plastiktüte. Wait what?
Bei “kompostierbaren” Plastiktüten ist Vorsicht geboten. Vieler solcher Tüten sind nämlich gar nicht so einfach kompostierbar. Sie benötigen ein richtiges Umfeld aus Temperatur, Luftdruck und Feuchtigkeit, bis sie sich zersetzen. Das können sie nur in industriellen Anlagen, von denen es kaum welche gibt. In der Natur würden sie sich fast genauso langsam zersetzen, wie normale Plastiktüten. Es gibt aber auch schon richtig kompostierbare Tüten. Die erkennt man aber oft daran, dass sie sich auflösen, wenn sie mit Wasser oder Säuren in Berührung kommen. Sie bestehen gern aus Stärke Verbindungen oder Algen. Die Idee einer kompostierbaren Tüte ist schon einmal gut. Aber wie immer mit Pionieren, braucht es noch eine Zeit bis wirklich gute Lösungen gefunden werden. Bis dahin sollte man lieber einen Bogen um diese Materialien machen bzw. die kompostierbaren Tüten in den Restmüll werfen.
Was jetzt? Über Verbote, Anreize und Verhaltensänderungen
Gegen den übermäßigen Tüten Konsum hilft leider nur eine tiefgreifende Verhaltensänderung. So wie wir ständig daran denken unseren Schlüssel, unser Handy, unseren To-Go Becher und unsere Wasserflasche mitzunehmen, müssen wir auch daran denken, einen Jutebeutel einzupacken. Oder eben eine Plastik- oder Papiertüte, die du noch zuhause hast und wiederverwenden möchtest.
Hier mal einige Tipps:
1. Erinnere dich selbst mit Leichtigkeit
Pack doch in jede deiner Handtaschen oder Rucksäcke einen Jutebeutel. Greif dazu auf deinen Bestand an Tüten und Beutel zurück. Es müssen auch nicht unbedingt Jutebeutel sein. Hauptsache nicht neu gekauft und wiederverwendet. Du vergisst deinen Beutel dennoch gerne mal zuhause? Häng’ doch noch einen direkt an die Haustür - als kleine Gedankenstütze. Ein weiterer Trick ist, immer einen Beutel am Fahrrad - auf dem Gepäckträger oder unter dem Sattel - zu lagern. Falls du kein Fahrrad fährst, einfach in den Kofferraum oder Beifahrersitz :)
2. Du hast noch Plastiktüten? No Problemo ;)
Die Plastiktüten bei dir Zuhause wurden nun mal schon produziert und müssen irgendwann sowieso recycled werden. Wieso sollten wir sie dann nicht auch gleich verwenden? Schnapp dir deinen gesamten Bestand Plastiktüten und verwende sie so lange und so oft es geht.
3. Ein Neuer muss nicht sein
Es gilt die Devise: Verwende was du hast. Üblicherweise versinken wir förmlich in Beuteln, die wir irgendwann mal von Oma bekommen haben oder kostenlos zu einer Bestellung dazu. Ein neuer muss also selten her. Du kannst die Beutel auch ganz einfach auswaschen. Baumwollbeutel können ganz unkompliziert ab und zu mal in die Wäsche.
4. Leih’ dir einen
Du hast gerade keinen Beutel zur Hand? Sicher hat eine Freundin oder ein Freund ein oder zwei Beutel übrig für dich.
5. Mach’ den Beutel zur Gewohnheit
Je öfter wir daran denken unseren Beutel mitzunehmen, desto seltener müssen wir auf die grauenvolle Plastiktüte zurückgreifen. Spiele mit kleinen Gedankenstützen im Alltag, bis der Beutel Teil deiner Alltags Gewohnheit geworden ist.
6. Reduce, Reuse, Recycle
Wir können es nicht oft genug sagen: Egal welche Art von Beutel du hast, verwende ihn wieder. Nicht nur Plastik, sondern insbesondere Papier und Baumwollbeutel wollen so oft es geht wiederverwendet werden.
7. Wenn ein Neuer, dann…
Wenn du keine Tasche, Tüte oder Beutel hast und wiederverwenden kannst, dann kannst du noch was wichtiges tun: Achte bei dem Jutebeutel, den du kaufst auf die Robustheit, damit er dich möglichst lang begleiten kann und langlebig ist. Außerdem achte auf das Material: Bio-Baumwolle, Bio-Leinen oder Bio-Hanf sind super. Und noch besser ist es, wenn der Beutel das Fairtrade Siegel trägt.
Wenn wir es schaffen diese sieben Tipps und Tricks in unseren Alltag zu integrieren und damit die Nutzung von Plastiktüten gemeinsam und weltweit zu reduzieren, haben wir ein Einsparungspotential von etwa 3kg CO₂ pro Person pro Jahr.
In der PLAN3T App findet ihr ab heute Challenges zum Thema Zero-Waste, für die ihr ab sofort für einen Monat doppelte Planet Coins ergattern könnt. Versuche dich doch mal an ‘Verzichte auf Papier- und Plastiktüten’ und tracke deinen Erfolg jeden Sonntag. Im Laufe der kommenden Wochen kommen neue Challenges dazu, die wir in den nächsten Blogposts genauer unter die Lupe nehmen werden. Wir wünschen dir viel Spaß beim Ausprobieren der Challenges. Wenn ihr Ideen für zukünftige Blogposts habt oder weitere Fragen, schreibt uns gern an hello@plan3t.one oder kontaktiert uns über Instagram, Facebook oder LinkedIn.