Dank GOTS, IVN und Co: Auf einem Blick nachhaltige Mode erkennen.

Es ist manchmal gar nicht so einfach auf einem kurzen Blick auf ein Kleidungsstück und deren Etikett zu erkennen, ob es wirklich nachhaltig, unter sozialen Bedingungen und ohne gesundheitsgefährdende Belastungen für Hersteller und Träger hergestellt wurde. Sehr hilfreich sind dabei ein paar Labels und Zertifikate, die auf einem Blick einem ein gutes Gefühl geben können und manche Entscheidung beim Kauf abnehmen. Wir haben euch hier einmal die wichtigsten aufgeführt:

Kleider auf einem Kleiderständer
Es ist manchmal gar nicht so leicht auf einem Blick auf ein Kleidungsstück zu erkennen, ob es nachhaltig produziert wurde.Foto: Karolins Grabowska bei pexels.com

GOTS (Global Organic Textile Standard):

GOTS ist eines der strengsten Siegel im Textilbereich. Das Siegel gibt vor, dass grundsätzlich alle Produkte, die das GOTS-Siegel tragen, zu mindestens 70 Prozent aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen, es trägt dann die Bezeichnung „hergestellt aus x% kbA/kbT Fasern“. Für die strengere GOTS-Kennzeichnung „Bio“ und „kbA/kbT“ ist ein Anteil von 95 Prozent erforderlich.

Zudem müssen in den Textilien enthaltene chemische Stoffe bestimmte Kriterien zur Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit erfüllen. Giftige Schwermetalle, Formaldehyd, funktionelle Nanopartikel oder gentechnisch veränderte Organismen sind verboten, ebenso wie Accessoires aus PVC, Nickel oder Chrom. Es erlaubt keine Ausnahme mehr beim Faseranteil von Kunststoffen und Viskosen für Socken, Leggings und Sportbekleidung. Produktqualitätsstandards für Farbechtheit und Formbeständigkeit (Einlaufwerte) sind ebenfalls verpflichtend. Außerdem müssen die Produktionsstätten innerhalb der Produktionskette soziale Mindestkriterien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) erfüllen. Das Siegel verbessert sich zudem immer weiter. Seit neuestem müssen auch die Hersteller zugelassener Chemikalien die Anforderungen an Umwelt, Gesundheit und Sicherheit sowie gewisse umweltverträgliche Normen bei Energie und Wasser erfüllen.

IVN:

Wer beim Kauf von Bekleidung oder Lederwaren besonderen Wert auf ökologisch verträgliche Produkte legt, sollte nach den Siegeln des IVN Ausschau halten. Es gibt zwei Siegelvarianten: Das blaue Siegel „Naturtextil IVN zertifiziert BEST“ ist für Naturtextilien, während das rote für Naturleder gedacht ist.  Beide Siegel stehen für die strengsten Anforderungen an nachhaltig produzierte Textilien und Lederwaren weltweit. Für Leder ist es sogar das einzige nachhaltige Siegel.

Zertifiziert wird beim IVN BEST  die gesamte Produktionskette. Von der Gewinnung der Naturfasern über die Gewebeherstellung bis zum fertigen Produkt. Hohe Umweltstandards, lange Haltbarkeit, Verbot von gesundheitsgefährdenden Substanzen sowie die verpflichtende Einhaltung von Sozialstandards sorgen in jeder Hinsicht für nachhaltige Kleidungsstücke. Schon die Naturfasern als Rohstoffe müssen aus biologischer Produktion stammen.

  • Gesundheitsgefährdende, umweltschädliche oder nicht abbaubare Substanzen sind im gesamten Herstellungsprozess verboten.
  • Synthetischen Fasern sind nicht zugelassen. (Ausnahme: Abschlüsse oder Elastikteile).
  • Knöpfe, Schnallen und ähnliche Zutaten (ausgenommen Reißverschlüsse) müssen aus organischem Material oder Metall bestehen.
  • Sozialen Standards entsprechend den Richtlinien der ILO (Internationale Organisation für Arbeit) sind einzuhalten

Seit 2000 vergibt der Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft e.V. das Siegel, das nur 1 Jahr gültig ist und streng reguliert und jährlich kontrolliert wird. Bei Nichteinhaltung erfolgen Sanktionen. Seine sehr strengen Anforderungen sorgen dafür, dass nur wenige Unternehmen ihre Textilien zertifizieren lassen.

Bluesign Product

Der Schwerpunkt bei  Bluesign zertifizierten Produkten liegt auf der Umwelt Belastbarkeit und die Nutzung von Chemikalien  in Textilien entlang der gesamten Herstellungskette, beginnend bei der Chemie-Industrie. Es werden vor allem Textilien aus synthetischen Fasern geprüft, bei denen kritische und verbotene Chemikalien beim Bedrucken, Färben oder Beschichten zum Einsatz kommen können. Dies betrifft unter anderem Funktions- und Sportbekleidung, in denen künstliche Fasern für die  Produkteigenschaften verantwortlich sind.

Das Siegel reguliert hunderte Chemikalien. Diese sind in der Produktion von vornherein ausgeschlossen. Die Rückstände in Bluesign-zertifizierten Endprodukten sind überwiegend stark kontrolliert, Jedoch haben einzelne der besonders schädlichen PFCs Werte, die deutlich begrenzt werden könnten. Zudem fehlen strenge Grenzwerte und Abwassertests, um die tatsächliche Umweltbelastung von einigen Chemikalien zu überprüfen.

Bluesign schließt keine Fasern aus – von Natur- über Synthetikfasern bis hin zu recycelter Ware kann alles zertifiziert werden. Auch für  recycelten Fasern gelten bestimmte Kriterien, um gefährliche Substanzen auszuschließen.

EU-Ecolabel

Textilien mit dem  EU-Ecolabel, das zur EU-Blume gehört, sind „umweltfreundlichere und gesündere“ Produkte mit dem Anspruch, schädliche Substanzen sowie Luft- und Wasserverschmutzung zu reduzieren. Das EU-Ecolabel hat zwar eine umfangreichen Chemikalien-Liste, ihre Grenzwerte sind im vergleich zu den oben genannten Siegeln eher niedrig. Und auch am Endprodukt sind nur wenige Laboranalysen zwingend.

Zudem sind alle Faserarten, also auch Recyclingfasern etwa aus PET-Flaschen, zugelassen. Die dabei möglichen toxischen Inhaltsstoffe sollen ausgeschlossen und Wasserverbrauch reduziert werden. Auch bei den Sozialen Vorgaben ist noch etwas Luft nach oben.

Öko-Text Standard 100

Dieses Siegel prüft die Schadstoffrückstände am Endprodukt. Umweltbelastende Produktionsketten und der Einsatz von Chemie und der Umgang damit wird nicht geprüft.  Es ist vor allem ein sehr weit verbreitetes Verbraucherschutz-Siegel: Der Öko-Standard hat je nach Hautkontakt vier Produktklassen. Dabei ist Babykleidung (Klasse I) am strengsten reglementiert. Auf der Produktebene ist der Öko Standard 100 etwa so streng wie GOTS. Bei der Prüfung lässt es auch schlecht recycelbaren Mischfasern und Recyclingfasern zu.

Fair Wear Foundation

Die Fair Wear Foundation setzt sich für eine Verbesserung der sozialen Bedingungen in der Textilindustrie und existenzsichernde Löhne ein. Sie formuliert Richtlinien, führt Kontrollen durch und berichtet transparent und regelmäßig über die Fortschritte ihrer Mitgliedsunternehmen.

Rund 80 Unternehmen mit insgesamt etwa 120 Marken sind Mitglieder in der Fair Wear Foundation (FWF), darunter öko-faire Marken wie Hess Natur oder Nudie Jeans, aber auch konventionelle Hersteller wie zum Beispiel Takko, Jack Wolfskin oder auch Continental Clothing.  Das Label darf  allerdings nur an Kleidung angebracht werden, wenn  das Unternehmen länger als ein Jahr Mitglied und in die höchste Kategorie eingestuft wurde, also alle Anforderungen an faire Arbeitsbedingungen weitestgehend erfüllt.

PeTA Approved vegan

Für Veganer gilt noch das PeTA approved Vegan Label. Es kennzeichnet, dass das Siegel tragende Produkt keine nichttextilen Stoffe aus tierischem Ursprung enthält wie z.B. Seide, Wolle, Daunen, Pelz oder Leder.

Das Label ist für Unternehmen kostenlos erhältlich nachdem sie einen Fragebogen ausgefüllt haben und eine Zuverlässigkeitserklärung unterschrieben haben. Der darauffolgende Lizenzvertrag mit PeTA kann entweder nur Produktbezogen oder für das ganze Unternehmen abgeschlossen werden.

Allerdings: Dieses Label hat nichts mit einer nachhaltigen, umwelt- und sozialverträglichen Herstellung zu tun.

RWS

Beim Responsible Wool Standard (RWS) handelt es sich um einen weltweit gültigen, freiwilligen Standard für Produzenten von Schurwolle. Insgesamt haben sich schon 15 Marken darauf verpflichtet. RWS garantiert, dass die Wolle mulesing-frei gewonnen wurde. Der Standard untersagt jedoch nicht den Einsatz von Chemikalien. Trägt Wolle zusätzlich jedoch auch ein GOTS Label, kann man sicher sein ein nachhaltiges, Produkt in den Händen zu halten.

Ein Hemd in einer Frauenhand
Foto: Liza Summer bei pexels.com

Wenn ihr mehr darüber wissen wollen, wie ihr beim Einkaufen trotzdem nachhaltige und hochwertige Kleidung erkennen könnt, lest dazu unseren letzten Blogbeitrag hier. Und wenn ihr wissen wollen, warum Mode ein schmutziges Geschäft ist, könnt ihr hier mehr dazu lesen.

Um bei der Wahl eures Kleidungsstück komplett auf der sicheren Seite zu sein haben wir euch hier noch einmal unsere Tipps für qualitativ hochwertige Kleidung zusammengefasst:

  • Vermeidet Kleidung, die nach einer minderwertigen Produktion aussieht (schiefe oder offene Nähte, lose Knöpfe usw)
  • Finger weg von Kleidung, die nicht gut riecht
  • Schaut auf das Etikett und achtet auf Naturfasern und Siegel
  • Kauft nur Kleidung, die auch wirklich passt
  • Verzichtet auf neuwertige Kleidung im used Look
  • Prüft, ob das Kleidungsstück mit anderer Kleidung in eurem Kleiderschrank kombinierbar ist.


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Zum Nachlesen:📚

https://www.siegelklarheit.de/vergleichen/textilien/

https://www.ci-romero.de/kritischer-konsum/siegel-von-a-z/

https://eu-ecolabel.de/

https://textileexchange.org/standards/responsible-wool/

https://naturtextil.de/en/home/

https://global-standard.org/

https://www.oeko-tex.com/de/?gclid=CjwKCAjwuvmHBhAxEiwAWAYj-P0HzuoJQoNHwBTUAOsWAQRXquWKH54jy7elvdyDNhGBSi5uTZu23xoCFlwQAvD_BwE

https://www.bluesign.com/de

https://www.peta.de/veganleben/petaapprovedvegan/

https://www.fairwear.org/