Unser Recycling Guide: Wie recycelt man richtig?


Der beste Müll entsteht erst gar nicht. Ist klar. Aber was ist, wenn er doch entsteht? Wie sortiert man Müll denn richtig? Was ist mit dem Plastikbecher an dem noch Joghurt Reste kleben, dem leeren Becher Hummus und dem öligen Pizzakarton? Trennt man Metall Deckel vom Marmeladenglas und muss das vor dem Entsorgen gewaschen werden? Diese Fragen haben wir uns gemeinsam mit Vanessa von UNWASTE, und Marie und Hannah von OCLEAN gestellt. Unsere Antworten und unseren Recycling Guide findet ihr hier.

Frau mit Müll
Das Müllproblem wächst stetig. Das macht korrektes Recyceln umso wichtiger.

Zum Einstieg ein paar Fakten und Zahlen zum Thema Recycling:

💡 Kein Land verbraucht mehr Verpackungsmüll als Deutschland.

💡 Seit 1950 wurden bisher nur 9% des gesamt existierenden Plastiks auf der Welt recycelt. Was ist mit dem Rest? Ein Teil wurde verbrannt und der Großteil liegt überall noch herum. Auf Müllhalden, in Gewässern, you name it.

💡 2017 sind in Deutschland 5,2 Mio Tonnen Verpackungsmüll aus Kunststoffen angefallen.

💡 Davon wurden 60% energetisch verwertet, also verbrannt. Da die Wärme weiter genutzt wird, spricht man hier von “Recycling als energetische oder thermische Verwertung”.

💡 38% von den 5,2 Mio t wurden stofflich verwertet.

💡 Von den 38% wurden knapp über 35% ins Ausland verkauft. Was damit passiert weiß man nicht so genau. Das sind 14% des gesamten Kunststoffmülls.

💡 Nur 15,6% wurden letztendlich für die Herstellung von Kunststoffprodukten aufbereitet. Davon sind nur 7,2% in der Qualität wie neuwertiger Kunststoff, der wieder zu neuen Produkten verarbeitet werden kann.

💡 Recyceltes Plastik macht 2,8% des in Deutschland produzierten Kunststoffs aus.

💡 Eine gute Nachricht zum Schluss: Es gibt Rohstoffe, die bereits gut wiederverwertet werden, wie z.B. Papier, Glas und Metall. Hier liegt die Rate teils bei über 90%.

Waste Bins
Recycling scheint kompliziert. Die Grundregeln sind kinderleicht.

Wir sind also noch weit entfernt von einer Kreislaufwirtschaft. Eine 100% Recycling aller Kunststoffe ist aktuell auch gar nicht möglich. Warum?

Immer mehr Materialsorten auf dem Markt
Jährlich werden mehr Verpackungsmaterialien entwickelt, sodass die Recyclingindustrie nur schwer mit ihren Sortiermaschinen hinterherkommt, um alles Sortenrein zu trennen und zu recyclen.

Rohstoffe sind günstiger als Recyclingmaterial
Die Recyclingindustrie hat sich in den letzten Jahrzehnten nur langsam weiterentwickelt und ist nicht effizient. Für die Verpackungsindustrie sind neue Rohstoffe günstiger, als Recyclingmaterialien.

Schlechtes Verpackungsdesign
Müll ist ein Fehler im Produktdesign. Wir leben in einer Flut von Produkten. Die Regale im Supermarkt sind überfüllt und die Konkurrenz ist groß. Marken müssen daher auffallen: Bunte und aufwendige Verpackungen sind wichtig, um den Blick auf das Produkt zu lenken und zum Kauf zu animieren.

Müll Sortieren ist in Deutschland eine Hohl- und keine Bringschuld
Das deutsche Recycling-Model ist von Bundesland zu Bundesland und von Stadtreinigung zu Stadtreinigung unterschiedlich. Es  fehlt einfach an einer klaren Aufklärung der Bevölkerung, wie was wohin in den Müll gehört. Jemand aus Stuttgart muss beispielsweise anders Müll trennen, als in Hamburg.

Ein Umdenken auf vielen Ebenen
Der Großteil der Mülltrennung und -entsorgung ist selbsterklärend und relativ easy. Wenn man sich einmal ein kleines bisschen mit den Besonderheiten auseinander gesetzt hat, vergisst man das auch nicht so schnell wieder und bekommt so, nach und nach, ein Gefühl für den richtigen Umgang mit Abfall. Wichtig ist, dass verstanden wird, dass jede:r bei dem Kauf eines Produktes Verantwortung trägt und Abfall nur richtig recycelt werden kann, wenn er entsprechend richtig wird.

Recycling Process
Wenn du Zuhause recycelst, machst du es den Müllunternehmen einfacher, die Materialien wieder in den Materialkreislauf zurückzuführen.

Jetzt mal Butter bei die Fische 🐟 Wohin gehört welcher Müll?
Durch all die unterschiedlichen Plastiksorten und Mischverhältnisse wird es einem nicht leicht gemacht alles ordnungsgemäß zu entsorgen. Dennoch können wir alle unseren Beitrag dazu leisten, damit die Ressourcen nicht direkt  zu Müll werden, sondern als wichtige Wertstoffe zurück in den Kreislauf geführt werden.

Gelber Sack
Hier kommen nur Verpackungen aus Plastik, Aluminium und Blech rein: Folien, Plastikverpackungen, Tuben, Getränkekartons und leere Konservendosen. Dieser Verpackungsmüll sollte möglichst nach Wertstoffen getrennt entsorgt werden. Beispiele hierfür sind: Joghurtbecher, Coffee-to-go-Deckel, Chipstüten, Aludosen und Tetrapacks. Bei einem Joghurtbecher ist es also wichtig die Pappbanderole entsprechend zu entsorgen, sowie den Alubecher und den Joghurt getrennt in den gelben Sacken zu tun.

⚠️ Je nach Region könnt ihr hier weitaus mehr entsorgen. In Hamburg kann man auch Alltagsgegenstände, wie Töpfe, Pfannen (unbeschichtet), Werkzeuge aus Metall, Blumentöpfe aus Plastik, Plastikeimer und Kinderspielzeug im Gelben Sack entsorgen.

Papiermüll
Wie der Name schon sagt, geht es hier um Papier und Pappe. Beispiele für entsprechende Produkte sind: Briefe (Achtung: Sichtfenster aus klarer Folie vorher entfernen), Klopapierrollen, Zeitungen, blaue Kassenbons und Kartons sowie Eierkartons.

⚠️ Was viele nicht wissen! Fettige Pizzakartons gehören in den Restmüll, nicht in die Papiertonne, da sie aufgrund der Ölflecken nicht wieder recycelt werden können.

Paper Waste
Fettige Pizzakartons gehören in den Restmüll, nicht in den Papiermüll.

Biotonne
Speisereste aus der Küche und pflanzliche Abfälle aus dem Garten gehören hier rein. Wie wäre es mit einer Wurmkiste, als Alternative für diejenigen, die keine Biotonne und keinen Komposthaufen haben?

⚠️ Was hier auf keinen Fall hineingehört! Kompostierbares Plastik und Bioplastik, dieses braucht zu lange zum Zersetzen oder zersetzt sich gar nicht erst.

Restmüll
In den Restmüll gehören alle Abfälle, die nicht zu einer anderen Müllkategorie gehören: Hier landen alle Dinge, die nicht wiederverwertbar sind oder sich nicht ordentlich trennen lassen. Alles im Restmüll wird verbrannt. Gebrauchte Masken gehören hier rein. Auch gebrauchte Taschentücher, Back- und Brotpapier, Zigaretten, Coffee-to-go-Becher & Porzellan.

Glass Container
Das hier kommt alles in den Glascontainer:

▶️ Marmeladen- und Honiggläser

▶️ Obst- und Gemüse Gläser

▶️ Flaschen für Essig, Öl, Ketchup und Soßen

▶️ Babybreigläser

▶️ Sekt-, Wein- und Saftflaschen

⚠️ Trinkgläser kommen nicht rein. Sie können problemlos im Restmüll entsorgt werden. Warum? Trinkgläser bestehen aus einem anderen Glas-Gemisch und können in den Glasschmelzöfen nicht weiterverarbeitet werden. Größere Spiegel und Fensterscheiben solltest du mit dem Sperrmüll abholen lassen oder zu einem Wertstoffhof bringen.

⚠️ Rotes und blaues Glas gehört zum Grünglas, denn das kann den größten Anteil an Fremdfarben aufnehmen.

⚠️ Becher und Gläser sollten “löffelrein” sein. Die Deckel sollten abgenommen werden, denn sie werden in den Sortieranlagen nicht immer getrennt.

Glass Bottles
Glas ist nicht immer gleich Glas. Beachte unbedingt die Regeln beim Recyceln.

Textilcontainer
Der ist nicht zu verwechseln mit Altkleidercontainer. In Textilcontainer kommt alles hinein, was nicht mehr tragbar ist. Die Textilien sollten nicht übermäßig schmutzig sein. Falls es die Aufteilung in Textil- und Altkleidercontainer nicht gibt, gilt die Faustregel: In städtische Altkleidercontainer können alle Textilien und in paritätische nur die, die auch wirklich noch getragen werden können.

Was wird daraus gemacht? Tragbare Kleidung kommt zum Teil in Spendenläden. Untragbare Textilien werden geschreddert und entweder für die Polsterung verwendet, zu Füllungen und Dämmstoffen oder zu Putzlappen und Decken verarbeitet. Fun Fact: 2020 wurde soviel Textil in Privathäusern aussortiert, dass der Markt übersättigt war. Vielerorts wurden die Container abgebaut.

Sondermüll
Im Sondermüll bzw. Auf dem Recyclinghof werden alle Abfälle, die besonders gefährlich sind gesammelt, weil sie explosiv, brennbar, luft gefährdend, wassergefährdend, krankheitserregend oder gesundheitsgefährdend sind. Da von diesen Stoffen ein hohes Risiko ausgeht, sind sie mit speziellen Warnsymbolen gekennzeichnet, wie etwa einem toten Fisch, einer Flamme oder einem Totenkopf. Beispiele hierfür sind Batterien, Altöl und Farbe/Lack.

Elektroschrott
Alte Waschmaschinen, Fernseher, Elektrokabel, Haushaltsgeräte, Handys und weitere elektronischen Geräte können beim Recycling-/Wertstoffhof kostenlos und umweltschonend abgegeben werden.

⚠️ Tipp: Prüfe vorher, ob das Produkt nicht mehr reparierbar ist oder von jemand anderem gut genutzt werden könnte. So erhöhst du den Lebenszyklus des Produktes und verbesserst die Klimabilanz.

♻️ Informieren: Welche Tonnen habe ich?

♻️ Ein Recyclingsystem für Zuhause anschaffen

♻️ Recyclingsystem fürs Büro umsetzen

♻️ Recycling-Guide an die Wand hängen

♻️ Darüber sprechen und andere informieren

♻️ Eine Müllverwertungsanlage besuchen und sich ein Bild von den Müllmassen machen (es gibt kostenlose Führungen von der Stadtreinigung)

♻️ Über Plastik Alternativen schlau machen

♻️ Mehrweg statt Einweg

♻️ Anfangen

Recycling klingt schwer, ist es aber gar nicht.
Das Wissen über die Bedeutung von Recycling, als auch, wie es funktioniert muss nur - langsam aber sicher - in unsere täglichen Rituale und Gewohnheiten übergehen. Ab und zu muss man natürlich hier und da mal nachlesen, aber im Prinzip ist es kinderleicht. Mit dem Recycling Guide an der Wand kann nichts schief gehen.

In der PLAN3T App findet ihr momentan Challenges zum Thema Zero-Waste, für die ihr doppelte Planet Coins ergattern könnt. Versuche dich doch mal an ‘Kaufe Mehrweg statt Einweg’ und ‘Verwende deinen To-Go Becher wieder’ und tracke deinen Erfolg jeden Sonntag. Wir wünschen dir viel Spaß beim Ausprobieren der Challenges. Wenn ihr Ideen für zukünftige Blogposts habt oder weitere Fragen, schreibt uns gern an hello@plan3t.one oder kontaktiert uns über Instagram, Facebook oder LinkedIn.

Waste Bags
Die Zukunft wird zirkulär. Recycle so viel du kannst, um eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen!

Über UNWASTE, OCLEAN und PLAN3T

Gemeinsam arbeiten OCLEAN, UNWASTE und PLAN3T für ein grüneres Morgen und verfolgen gemeinsam die Missio jede:n Einzelne:n von uns zu mobilisieren, einen Unterschied zu machen. Denn das können wir. Für unsere Umwelt, unser Miteinander und unsere Zukunft.

Marie, Hannah und Lena sind Hamburger Schwestern, die 2019 die gemeinnützige GmbH OCLEAN gegründet haben. Sie wollten nicht mehr nur über Nachhaltigkeit sprechen, sondern einfach mal aktiv werden, und das vor ihrer Haustür. Angefangen haben sie mit öffentlichen Müllsammelaktionen, hinzu kamen Events und Workshops. Bunt, ohne erhobenen Zeigefinger und mit viel Spaß wird sich den Themen Mülltrennung, Plastikvermeidung, Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft und Recycling gewidmet.

UNWASTE ist ein Zero-Waste Shop im Herzen von St. Pauli und wurde 2020 von Vanessa gegründet. Nachdem sie über das Clean Ocean Project als aktive Mitglieder an Cleanups teilgenommen und die Entwicklung Verschmutzung der Natur durch unseren Müll gesehen hat, entschied sie sich nach dem Motto “vor der eigenen Tür Stück für Stück zu starten” einen kuratierten Non Food zero Waste Concept-Store inkl. Beratung und Bildung zu eröffnen mit dem Ziel Lösungen für einen nachhaltigen Alltag privat und für Unternehmen und Gastronomie anzubieten.

Gemeinsam mit seinem Bruder, Kaspar, und seinem ehemaligen Arbeitskollegen, Chris, hat Lukas PLAN3T gegründet, um Nachhaltigkeit für jeden im Alltag leichter zu machen. Die Hamburger Impact App begleitet ihre User:innen auf dem Weg zu einem nachhaltigen Alltag, indem sie User:innen challenged und für Climate Action belohnt. PLAN3T sitzt mittlerweile im schönen Altona und wächst von Tag zu Tag.

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