Mode ist schmutzig: Fast Fashion vs. Slow Fashion

Das Thema ist in aller Munde: der persönliche CO₂-Fußabdruck ist kaum noch wegzudenken aus politischen, aber auch persönlichen Diskussionen. Der Fokus liegt auf der Energieerzeugung, aber auch die Ernährung spielt eine große Rolle, wenn wir CO₂ von unserem eigenen Budget streichen möchten. Dabei wird oft vergessen, welchen Impact die Modeindustrie hat. Insgesamt werden der Modeindustrie nämlich ganze 8% der globalen CO₂-Emissionen zugeschrieben.

Von 2000 bis 2014 hat sich die Kleidungs-Produktion weltweit verdoppelt. Wir tragen unsere Kleidung nur noch kurz, kaufen neu, werfen weg, wenn der Trend vorbei ist oder uns etwas anderes ausgefalleneres, schlichteres, oder auffälligeres reizt. In Deutschland allein verbrauchen wir mehr als 1 Millionen Tonnen an Klamotten im Jahr. Mode macht zwar Spaß, aber das, was sich Fast Fashion nennt, hat seinen Preis. Sozial und ökologisch.

Einkaufstüten
Foto: Porapak Apichodilok von pexels.com

Die schöne Welt der Mode hat und entwickelt sich stetig in eine Richtung, die Löhne dumpt, die Arbeitssicherheit vernachlässigt, Menschen ausbeutet und die Umwelt belastet. Dieser Entwicklung müssen wir uns entschieden entgegenstellen.

Was ist Fast Fashion?

Modetrends kommen. Modetrends gehen. Und das immer und immer schneller. Das Ziel: kaum gesehen und das Bedürfnis geweckt, ist es schon käuflich. Einige Modemarken schaffen es auf 24 Kollektionen pro Jahr, wie z.B Zara. Die Frequenz der neuen Kollektionen nimmt zu und ehe man sich versieht ist das neue Lieblingskleidungsstück schon wieder ‘out’. Trägst du es weiter mit Stolz oder führt dich der nächste Weg zu H&M und Co. um mit der Modeindustrie und den Trends Schritt zu halten? Im Durchschnitt tragen wir in Deutschland ein Kleidungsstück nur vier Mal bevor wir es entsorgen.

Reduzierte Bekleidung
Foto: Artem Beliaikin bei pexels.com

Für viele ist Mode Kunst, für andere ist Mode ein Mittel zum Zweck. Egal wie wichtig dir Mode ist, wir erkennen deutliche Trends in unserer Gesellschaft. Durch die sozialen Medien verbreiten sich Modetrends in Windeseile. Unser Konsum an Kleidung übersteigt bei weitem unseren Bedarf. In Deutschland sind es pro Person etwa 60 Kleidungsstücke. Jedes einzelne Jahr. Auch das nennt man Fast Fashion.

“Fast Fashion ist Kleidung, die billig hergestellt und verkauft wird, damit die Menschen oft neue Kleidung kaufen können.”

Cambridge Dictionary

Kennst du das Gefühl?

Du schaust in ein Schaufenster, schlenderst durch die Einkaufsstraße oder bewegst dich durch die sozialen Medien um zu schauen, aber nichts zu kaufen. Und doch beschleicht dich das Gefühl, dass du doch noch einen weißen Leinenblazer, gemütliche neue Laufschuhe brauchst oder das Kleid, das diese Influencerin trägt genau das ist, was du schon immer gesucht hast. Vielleicht auch eine schlichte neue Handtasche für Business Meetings? So funktioniert das Geschäft in der Modeindustrie. (Zumindest zum größten Teil). Zusätzlich wird dieses Gefühl angeheizt von regelmäßigen, aggressiven Sales und Black Fridays.

Aber was ist das Problem an Fast Fashion?

Kurz gesagt einfach alles. Denn der grundlegende Wunsch der Industrie, so schnell so viel Geld wie möglich zu verdienen, führt zu unglaublich negativen Auswirkungen. Schauen wir es uns einmal genauer an:

  • In den Industrieländern kauft jeder von uns durchschnittlich 30 kg Kleidung im Jahr.
  • 2014 wurden über 100 Milliarden Kleidungsstücke produziert. Tendenz steigend.
  • Dagegen steht, dass jährlich in Deutschland ungefähr 1,3 Millionen Tonnen Kleidung entsorgt werden. Global sind es ca. 4,3 Millionen Tonnen. Im Durchschnitt tragen wir ein Kleidungsstück nur viermal, bevor wir es wegwerfen.
  • ¾ der weggeworfenen Bekleidung landen bei Textilverwertern. Schlechte Qualität und einfach zu viele Mengen führen dazu, dass Sie sind nicht mehr zum Second Hand zu gebrauchen sind.
  • Und der Fashion Markt wächst rasant weiter. Zwischen 2002 und 2015 hat sich der Absatz von Kleidung von 1 Billion. US-Dollar auf 1,8 Billion. verdoppelt.

Der massive Anstieg in der Produktion hat auch in der Landwirtschaft und in der Produktion ihre Kehrseiten. Es werden Unmengen an Textilfasern benötigt:

  • Für den Anbau von herkömmlicher Baumwolle wird viel Wasser, Dünger und viele Pestizide benötigt. Das führt dazu, dass die Böden auslaugen und Grundwasser verunreinigt werden.
  • Da Kleidung aus Polyester günstig herzustellen ist, hat sich die Verwendung von Polyester von 2000 mit 8,3 Millionen Tonnen auf etwa 21,3 Millionen Tonnen in 2016 fast verdreifacht. Für 2018 wurde sogar ein Anteil-Verhältnis von Naturfasern 29% zu synthetische Fasern 71% in der Kleidungsindustrie prognostiziert.
  • Die Herstellung von Kunstfasern, Stoffveredelungen, Ledergerbereien, Färbereien und Druckerei arbeiten mit vielen Chemikalien. Nach Schätzungen der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland werden in der Textilindustrie entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette zwischen 20.000 und 40.000 verschiedene Chemikalien eingesetzt. Davon sind 70 auch noch nach dem Kauf nachweisbar.
  • Der Einsatz von Chemikalien an den Produktionsstätten führt zu Verunreinigungen von Böden und Gewässern.

Und wie sieht es mit den CO₂-Emissionen aus? Bei diesen Produktionsmengen ist es logisch, dass viel Energie benötigt wird:

  • Allein durch Herstellung, Warentransport und den Gebrauch – Waschen, Trocknen und Bügeln – von Kleidung werden jährlich mehr als 850 Millionen Tonnen CO₂- Emissionen verursacht.
  • Kunstfasern werden aus nicht erneuerbaren Erdöl hergestellt. Rechnet man den fossilen Energieträger zur Polymerproduktion mit ein, sind die CO₂-Emissionen für Polyester fast dreimal so hoch wie für Baumwolle!
Näherinnen bei der Arbeit
Foto: Rio Lecatompessy bei unsplash

Was schnell und viel produziert wird, muss natürlich auch günstig in der Herstellung sein. Daher sind die Arbeitsbedingungen in Fast Fashion Produktionsstätten alles andere als toll. Viele Frauen sind dort unter prekären Arbeitsverhältnissen angestellt. Sie verdienen sehr wenig, machen Überstunden oder arbeiten sogar Tage durch und haben weder Versicherungen noch Urlaubstage. Fast Fashion ist die moderne Sklaverei. Die vielen Chemikalien führen außerdem dazu, dass die Arbeiter:innen krank werden und die Orte an denen sie Arbeiten erfüllen nicht ansatzweise Arbeitsbestimmungen, die wir gewohnt sind. Wir erinnern uns an die Katastrophe von Rana Plaza 2013 bei der ein ganzes Gebäude einstürzte und viele Menschen ums Leben kamen und verletzt wurden.

Greenwashing und Ultra Fast Fashion

Jetzt könnte man meinen, dass sich diese Industrie ein wenig wandelt, aufgrund der Kritik, die in den letzten Jahren entstanden ist. Im Gegenteil. Greenwashing Kollektionen aus “Biobaumwolle” oder mit recycelten Fasern oder das Angebot, dass man seine alten Kleidungsstücke in den Filialen abgeben kann, dienen nur, um das Gefühl zu vermitteln, dass sich diese Industrie bessert. Zeitgleich strebt sie aber zur Ultra Fast Fashion, durch Onlineshopping und noch kürzeren Produktionszeiten.

Zum Glück sind diese negativen Entwicklungen nicht unbemerkt geblieben und eine Gegenbewegung ist entstanden, die den Wahnsinn der Fast Fashion stoppen möchte: Slow Fashion.

Mode Atelier
Foto: Ksenia Chernaya von pexels.com

Doch was macht die Slow Fashion Industrie anders?

Die Slow Fashion ist sich den massiven Problemen, wie Ressourcenverschwendung, Umweltverschmutzung, massivem Textil Müllaufkommen und schlechten Arbeitsbedingungen mehr als bewusst und setzt daher auf:

  • Nachhaltig produzierte Naturfasern
  • Verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen. So wird bei Biobaumwolle bspw. bis zu 90% weniger Wasser verbraucht und fast die Hälfte weniger an CO₂-Emissionen ausgestoßen. 92.500 t CO₂ wurden Schätzungen zufolge allein in den Jahren 2014/15 durch die Umstellung vom Anbau konventioneller Baumwolle auf Bio-Baumwolle gespart. (Textie Exchange)
  • Circular Economy für Textilfasern, so dass einige Fasern bereits wiederverwendet werden können. Auch hierbei wird der CO₂-Ausstoss z.T. reduziert. 32% CO₂ können nach Schätzungen von WRAP bei der Produktion von rPET im Vergleich zu herkömmlichem Polyester gespart werden (Fashion United)
  • Weniger bis keine Chemikalien oder nur schwach giftige Chemikalien kommen zum Einsatz. Zudem werden Aufbereitungsanlagen für Grauwasser genutzt, damit die Chemikalien nicht die Umwelt kontaminieren.
  • Hohe Qualität in der Produktion, so dass Kleidungsstücke länger halten
  • weniger Kollektionen und somit weniger Produktionsmengen
  • Produktion on demand oder made to order, damit keine Ware später ungenutzt übrig bleibt.
  • Kleiderverleih, um einem Kleidungsstück einen längeren Lebenszyklus zu geben.
  • upgecycelte Second Hand Kleidung oder nur Second Hand
  • Bessere Arbeitsbedingungen für die Arbeiter:innen in der Textilindustrie
  • Bildungsprogramme für Angehörige, um eine bessere schulische Ausbildung zu ermöglichen

Doch auch bei Slow Fashion gibt es gute und weniger gute Akteure. Faire Löhne werden gern mit besser als Mindestlohn bezeichnet. In wieviel besser wird oft nicht deutlich. So sind z.B. aus ein paar Cent im Monat mehr ein fairer Lohn.

Auch bei den Textilfasern sollte man noch genauer hinschauen. Viele Gemische lassen sich nicht recyceln oder klingen im Marketing-Fachjargon unheimlich nachhaltig, sind es aber nicht. Dazu werden wir euch in weiteren Artikeln erzählen, denn das Thema ist sehr umfangreich und interessant.

Doch das wichtigste zum Schluss: Wir können das ändern, Nämlich indem wir unser Kaufverhalten überdenken. Unsere Einkaufszettel sind hierbei unsere Stimmzettel. Lasst uns weniger konsumieren und das was wir konsumieren genau unter die Lupe nehmen. Haltet Ausschau nach nachhaltigen Marken, die fair produzieren, Umweltbelastungen reduzieren und qualitativ hochwertige Kleidung erschaffen, die uns zuverlässig und langfristig begleiten wird.

Frau wählt Pullover aus
Wir können etwas verändern in dem wir unser Einkaufsverhalten einfach ändern.Foto: Liza Summer von pexels.com

Unser erster Tipp an euch: Vielleicht überlegt ihr euch einmal wieviel Kleidung ihr in einem Jahr oder Monat kauft. Übrigens, Socken und Unterwäsche sind in den oben genannten Kleidungsstücken, die wir so im Durchschnitt kaufen nicht eingerechnet. 

  • Überprüft euer Kaufverhalten und kauft bewusster und weniger ein.
  • Fragt euch, ob ihr das Kleidungsstück länger tragen wollt und ob ihr es unbedingt haben wollt?
  • Ist es zeitlos?
  • Wie ist die Qualität? Hält es länger?

Erst wenn ihr euch sicher seid, dass es einen sicheren und langen Platz in eurer Garderobe haben wird, ist es schon ein Schritt in einen nachhaltigen Kleiderschrank.

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