Fakten-Check: Die Vorteile und Grenzen einer CO₂-Kompensation
Whether visible or not: our everyday life has consequences for the climate. Consequences that have to be balanced or avoided completely. That’s exactly what CO₂ compensation does. Today you will find out what CO₂ compensation is, what’s needed for it to be successful, and how PLAN3T partners with compensation projects.
Das Wie, Was und Wo der CO₂-KompensationWir alle produzieren CO₂, jeden Tag aufs Neue, mit allem, was wir tun. Manche Dinge sind dabei klimaschädlicher als andere. In vielen Lebensbereichen gibt es mittlerweile Alternativen. Ökostrom, plastikfreie Einkaufsmöglichkeiten, Kleidertauschplattformen, etc. In anderen Fällen gibt es diese Alternativen noch nicht. So oder so - unser aller Alltag hat, bedingt durch CO₂ Emissionen, Folgen, die dem Klima schaden. Und genau deswegen haben sich einige Organisationen überlegt, wie dieser Schaden ausgeglichen werden kann. Dabei geht es natürlich nicht nur um das Ausgleichen von Flugreisen, die meistens als erste, große Klimasünde genannt werden, sondern auch um jeglichen anderen Konsum in unserem Alltag, der CO₂ produziert.
Dieser Ausgleich bedeutet, dass die Menge an schädlichem CO₂, das bei einer gewissen Tätigkeit emittiert wird, an anderer Stelle eingespart wird. Das kann das Installieren neuer Energiequellen und Sanitäranlagen, effizientere Kochmöglichkeiten in Ländern des globalen Südens oder Baumschutzprojekte in tropischen Regenwäldern sein.
Ein Beispiel: Wenn du von Hamburg nach Istanbul fliegst, werden durch diese 4.068 km Flugstrecke 1.528 kg CO₂ in die Atmosphäre abgegeben. Diese Menge an CO₂ kannst du nicht wieder gut machen. Sie wird geschehen, und sie wird schlecht für die Umwelt sein. Aber: Du kannst in ein Kompensationsprojekt investieren, das sich dafür einsetzt, dass die gleiche Menge an CO₂ durch genannte Optionen eingespart wird.
Ein Beispiel: Energieeffiziente Kochtaschen in Kamerun
Nehmen wir die Familie Kabidou für ein kleines Projekt-Beispiel. Sie lebt am Fuße des Kamerunberges in Buea. In dieser Region haben nur wenige Familien vereinzelten Zugang zu Elektrizität, weshalb zum Kochen hauptsächlich Feuerholz auf einem sogenannten Drei-Steine-Feuer, d.h. einer offenen Kochstelle, verwendet wird. Das ist schlecht, sowohl für die Umwelt, als auch für Bewohner:innen. Die starke Rauchbelastung dieser traditionellen Kochmethode kann zu Augenreizungen und Atemwegsbeschwerden führen. Zudem gefährden Folgen des Klimawandels und eine Übernutzung der lokalen Holzressourcen ebenfalls ihre Lebensgrundlage.
Aus genannten Gründen haben es sich Kompensationsanbieter wie die “Klima-Kollekte” zur Aufgabe gemacht, mit Kompensationsspenden den Einsatz und die Verbreitung von energieeffizienten Kochtaschen zu unterstützen. Diese ermöglichen eine schonende Garung des Essens in einem geschlossenen Behälter und verringern dadurch die Aufenthaltszeit am offenen Feuer und haben zusätzlich einen bis zu 60%igen geringeren Holzverbrauch, was lokale Holzressourcen schont.
Alles in Butter? Über die Grenzen von CO₂-Kompensation
Wer diese Beispiele liest, könnte meinen, die CO₂-Kompensation sei eine Win-Win-Lösung für alle Beteiligten und die Umwelt. Warum nicht einfach das eigene, “böse” CO₂-Konto im Ausland kompensieren und die Sorgen des Klimawandels vergessen?
Das Problem liegt auf der Hand: Wir Menschen in Europa könnten mit Kompensationszahlungen oder staatlichen Entwicklungsgeldern den CO₂-Ausstoß im Globalen Süden drastisch reduzieren. Das ist grundsätzlich toll — aber: unser eigener Abdruck bleibt dabei unverändert. Im Jahr 2017 lag der deutsche Durchschnitt laut dem Umweltbundesamt bei 11,6 Tonnen CO₂-Äquivalenten pro Jahr. Das ist viel. Und macht es gleichzeitig nahezu unmöglich, die gesamten Emissionen des globalen Nordens im Ausland zu kompensieren. Allein China, die USA und Europa emittieren über die Hälfte der globalen Treibhausgase.
Die CO₂-Kompensation kann niemals eine alleinige, finale Lösung darstellen. Abschreiben sollten wir sie trotzdem nicht, weil sie unsere Helferin auf dem Weg zur Klimaneutralität sein kann. So können unverzichtbare Emissionen, für die es noch keine technologische Alternative gibt, ausgeglichen werden.
CO₂-Kompensation x PLAN3T App?
Mit unserer PLAN3T App wollen wir an drei Stellschrauben gleichzeitig drehen. Unser Weg einer erfolgreichen Senkung des eigenen Fußabdrucks durchläuft die folgenden drei Schritte:
1. Verstehen, 2. Reduzieren, 3. Kompensieren.
Wir, bei PLAN3T, machen das so: Durch unsere Challenges werden dir die wichtigsten Klimafakten und Lifehacks anschaulich und prägnant näher gebracht. So verstehst du spielerisch, wie einfach es sein kann, den eigenen CO₂-Fußabdruck Schritt für Schritt zu reduzieren. Die Challenges sind dein Wegweiser, um mit kleinen Veränderungen langfristig einen großen Klimabeitrag zu leisten.
Wir nehmen dich an die Hand, deinen Alltag Stück für Stück umzukrempeln und kleine , CO₂-reduzierende Gewohnheiten in deinen Alltag einflechten. Wenn du z.B. weniger Fleisch aus Massentierhaltung konsumierst oder vielleicht sogar auf biologische Lebensmittel umsteigst, kannst du dein eigenes CO₂-Konto damit schon drastisch vermindern.
Trotz allem wissen auch wir, dass es manche Lebensbereiche gibt, die sich nicht so schnell umkrempeln lassen. Deswegen vervollständigt die CO₂-Kompensation als dritter Baustein das Puzzle und bietet eine Möglichkeit, unvermeidbare Emissionen zu neutralisieren.
Wir als PLAN3T Team wissen, dass es viele Menschen wie dich gibt, die ihren Alltag nachhaltiger gestalten wollen. Mit der App als Wegweiser können wir alle Tag für Tag einen wichtigen Beitrag für unsere Zukunft leisten. Wir können versuchen, durch bewusstes Handeln am Abend alle Elektrogeräte von Strom zu trennen und uns mit Know-How Guides zu einem grünen Bankwechsel motivieren. Auf der anderen Seite wollen wir alle mal Urlaub machen oder unsere Verwandten im Ausland besuchen, und das ist mit Kompensation möglich.
Wie wir unsere Kompensationspartner auswählen
Die Hauptkriterien waren für uns von Beginn an klar: Unsere zukünftigen Partner:innen sollten möglichst hohe Standards vorweisen, die garantieren, dass das Projekt einen maximalen Klimaeffekt leistet und die finanziellen Abgaben an die Partner:innen dabei minimal bleiben.
Baumschutz statt -PflanzungNach einiger Recherche haben wir haben uns bewusst gegen Baumpflanzprojekte als CO₂-Kompensation entschieden. Warum? Gepflanzte Bäume benötigen etwa 50-100 Jahre, um nennenswerte Klimaschutzwirkungen zu zeigen. Wir alle wissen, dass uns die Zeit davon rennt.
Damit die Finanzierung von Baumpflanzprojekten ermöglicht wird, verkaufen einige Anbieter sogenannte Upfront-Zertifikate. So werden im Voraus Spenden eingesammelt, obwohl das CO₂ noch lange nicht eingespart wurde - eine Scheinkompensation.
Aufforstungsprojekte sind damit nicht persé verkehrt, allerdings eignen sich für die Kompensation effizientere Maßnahmen. Über die Zusammenarbeit mit Umweltwissenschaftler:innen sind wir deswegen zu der Überzeugung gekommen, dass es wirkungsvoller ist, bestehende Bäume und Wälder zu schützen, als Neue zu pflanzen.
Kompensationssiegel im Check
Ähnlich wie bei der Flut an Biosiegeln im Supermarkt gibt es für Klimaschutzprojekte unzählige Zertifizierungen. Für uns stachen nach einiger Auseinandersetzung zwei Siegel besonders heraus: Der Clean Development Mechanism (CDM) der UN und der Gold Standard vom WWF und anderen Umweltorganisationen.
Der CDM punktet vor allem in den Bereichen Transparenz, Berechnung und Verifizierung von Emissionen. Das heißt, dass genaue Messverfahren eingesetzt und die Qualifikation des Projektprüfers garantiert werden.
Der Gold Standard glänzt in Puncto nachhaltige Entwicklung und Achtung der Menschenrechte vor Ort. Das Siegel gründete sich 2003, um die Schwachstellen des CDM auszugleichen. Die Gold Standard Projekte sind seit der UN-Klimakonferenz in Paris stark an die SDG`s angepasst.
Ein wichtiges Kriterium für die Planung eines Entwicklungsprojektes ist die Zusätzlichkeit. Das bedeutet, dass das Projekt nur über die zusätzliche Finanzierung der Kompensation realisiert werden kann, ohne die es nicht realisierbar wäre. Hier schneiden der CDM und Gold Standard am besten ab.
Ebenfalls ausschlaggebend: der Preis. Die Kosten für eine Tonne CO₂ unterscheiden sich unter den Anbietern deutlich. Die Preisspanne kann hier zwischen 5 und 80 Euro liegen. Gründe dafür sind u.a. Umfang und Qualität der Zertifizierung sowie Art und Standort des Projektes. So sind hochzertifizierte Projekte schlichtweg teurer, da die Berechnung und Verifizierung durch einen unabhängigen Prüfer wesentlich aufwändiger sind. Das mag auf den ersten Blick abschrecken, ist jedoch ein wichtiges Merkmal für gute Projekte, die Aspekte der Zusätzlichkeit, Transparenz und unabhängige Prüfung garantieren. An dieser Stelle ein kleiner, ehrlicher Einblick: Unsere Projekte kosten zwischen 22 und 36 Euro pro Tonne CO₂.
Der große Nachteil der Gold Standard Zertifizierung ist, dass es nur wenige Projekte im Globalen Norden gibt. Da viele unserer Nutzer gerne über lokale Projekte kompensieren möchten, haben wir uns auf die Suche nach den besten Kompensationsprojekten in Deutschland gemacht und sind bei der Renaturierung von Mooren gelandet. Moore speichern und binden effektiv Treibhausgase und tragen so direkt zur Verringerung von CO₂ in unserer Atmosphäre bei. Allerdings kostet die Einsparung einer Tonne CO₂ bis zu viermal so viel wie der Großteil der Projekte im Globalen Süden.
Unsere grundlegenden Ziele
Wir haben uns also nach Kompensationspartnern umgeschaut, die mindestens eines der beiden Siegel anbieten und keinen Profit aus der CO₂-Spende ziehen. Des Weiteren sollen unsere zukünftigen Partner:innen auf ihrer Website deutlich machen, dass die Emissionsvermeidung oberste Priorität hat. Erst im zweiten Schritt sollte kompensiert werden.
Auf der technischen Seite wollten wir das Kompensieren möglichst einfach und nutzerfreundlich gestalten, sodass du direkt in der App spenden kannst und als Belohnung Planet Coins erhältst.
Nach zahlreichen Gesprächen mit verschiedenen Kompensationspartner:innen ist uns eines bewusst geworden: Wir wollen unseren Nutzer:innen eine möglichst große Spannweite der weltweit effektivsten Projekte anbieten. Von Biogasanlagen in Indien, Plastikrecycling in Rumänien bis zu Solarenergie in Tansania sollte einem die Möglichkeit geboten werden, das eigene Lieblingsprojekt zu finden. Damit wir das gewährleisten können, kooperieren wir ausschließlich mit gemeinnützigen Kompensationsanbietern. Dadurch können wir garantieren, dass der höchstmögliche Nutzen für Mensch und Natur entsteht.
Fassen wir zusammen: Bloßes Kompensieren von Emissionen stellt keine Lösung des Klimawandels dar. Mit einer CO₂-Kompensation wird lediglich der ökologische Fußabdruck im globalen Süden gesenkt. Der Ausstoß im globalen Norden bleibt unverändert, wenn wir nicht agieren.
Wenn wir in die Zukunft blicken, dann wird eine CO₂-Kompensation langfristig obsolet. Wenn wir es schaffen, unser Ziel von 3 Tonnen CO₂ oder gar weniger zu erreichen. Realistisch gesehen wird dies aber erst in den nächsten 15 Jahren der Fall sein. Bis dahin bleibt die CO₂-Kompensation ein wichtiger Bestandteil unserer Mission auf dem Weg zum 1,5-Grad-Ziel.