Nachhaltig anziehen: so geht Fashion mit gutem Gewissen

Gern schöne Kleidung tragen und dabei nachhaltig sein – geht das eigentlich? Muss sofort der Kleiderschrank aussortiert und die Anzahl der Kleidungsstücke reduziert werden? Und müsst ihr sofort aufhören zu  shoppen? Diese Fragen haben wir uns beim Schreiben unseres letzten Blog-Posts gestellt. Die gute Nachricht: Ihr müssten den Kleiderschrank nicht sofort aussortieren. Tragt alles noch so lang ihr wollt. Und beim Shoppen könnt ihr künftig ein paar Dinge beachten.

Frau wählt Kleidung aus.
Woran lässt sich erkennen, dass Kleidung nachhaltig ist?Foto: Liza Summer bei pexels.com

Ein Rückblick

2020 war das Jahr in dem Textilcontainer kurzfristig nicht mehr zugänglich gemacht wurden. Was war passiert? In den ersten Monaten der Corona-Pandemie wurden Kleiderschränke ausgemistet. Doch leider war zum einen die Menge enorm, zum anderen war die Qualität der Textilien größten Teils so schlecht, dass man aus ihnen nur noch Füllstoffe und Putzlappen herstellen konnte. Doch die Industrie hat bereits genug Materialien dafür. Mancherorts haben die Stadtreinigungen sogar aufgerufen keine Kleidung oder Textilien mehr zu entsorgen. Und auch Länder im Globalen Süden haben schon längst keine Lust mehr unsere abgetragenen Kleidungsstücke auf ihrem Bekleidungs-Markt zu verkaufen.

Wir erinnern uns an einige Daten aus unserem ersten Blog Artikel zu Fast Fashion:

  • Jeder von uns kauft im Durchschnitt 30 kg Kleidung im Jahr oder min. 60 Kleidungsstücke.
  • Jedes Kleidungsstück wird im Mittel nur 4 mal getragen, bevor es entsorgt wird
  • In Deutschland werden jährlich ungefähr 1,3 Millionen Tonnen Kleidung entsorgt.

Fast Fashion ist Müll

Kleidungsstücke aus der Fast Fashion Industrie sind schlichtweg nicht dafür gemacht lange zu halten. Wer kennt sie auch nicht, die T-Shirts deren Seitennähte sich nach der ersten Wäsche einmal um den Körper drehen. Pullover, die nach zwei Wäschen unansehnlich werden. Jeans, die nach einigem Tragen ihre Nieten verlieren, deren Reißverschlüsse kaputt gehen und Nähte bersten. Der Großteil der Kleidung, die wir nicht mehr tragen wollen, landet bereits nach 2-3 Monaten auf den Flohmärkten, in Second Hand Läden oder Kleidertauschbörsen und danach gleich im Müll. Hinter jedem Kleidungsstück steht zum einen die Herstellung von Materialien, zum anderen die Produktion. Beides verbraucht viele Ressourcen, stößt CO2 aus, verunreinigt Böden und Gewässer durch Düngemittel, Pestizide und Chemikalien. Letztere sorgen auch dafür, dass in den Bekleidungsgeschäften schlechte Luft ist, die Verkäufer krank macht und bei uns Allergien und Unverträglichkeiten, sowie hormonelle Veränderungen auslöst. Habt ihr gewusst, dass Kleidungsstücke zum Teil so belastet sind, dass sie eigentlich als Sondermüll gelten?

Qualität statt Quantität

Weniger Kleidung kaufen, aber dafür bessere und höhere Qualität. Also Qualität statt Quantität. Denn Qualität sorgt dafür, dass das Kleidungsstück länger getragen wird und die Umweltbilanz dafür deutlich besser wird: laut einer Studie der englischen Organisation WRAP reduziert sich alle neun Monate der Verbrauch eines Kleidungsstücks an CO2, Wasser und Abfall um 20 bis 30 Prozent.

Aber wie erkennt man gute Qualität?

Woran unterscheidet sich denn ein gutes T-Shirt von einem schlechten und wie könnt ihr beim Shoppen erkennen, ob es all die Kriterien erfüllt, die wider Fast Fashion sind und euch lange Spaß beim Tragen bereiten?

Wir haben für euch einmal die einfachsten Merkmale gesammelt:

Wäscheetikett
Das kleine Etikett im Kleidungsstück zeigt schnell ob es hopp oder top ist.Foto: Roland Russwurm, veröffentlicht mit CC Lizenz

Etikett lesen: das Kleingedruckte ist wichtig

In Deutschland gibt es die Informationspflicht. Jeder Hersteller von Kleidung muss Angaben zu den verwendeten Materialien machen und wo es produziert wurde. Gute Firmen sind dabei transparent. Schlechte Firmen geben nur das nötigste an.

Das Material ist entscheidend

Ja, zu Baumwolle, Leinen und Co: Naturmaterialien, wie Baumwolle (Bio), Leinen, Seide, Hanf oder Wolle sind besser für die Umwelt. Sie sind zwar auch teurer, dafür halten sie auch deutlich länger bei guter Pflege. Zudem sind sie atmungsaktiv, hautfreundlich und brauchen oft nur eine gute Belüftung an der frischen Luft anstatt einer Wäsche. Das spart sogar Energie und Wasser.

Weniger ist mehr bei Viskose: Halbsynthetische Stoffe, wie Viskose können für Menschen mit Kontaktallergien gut sein. Denn sie sind sanft zur Haut. Doch ihre Herstellung ist sehr aufwändig und verbraucht viel Chemie. Egal, ob aus Eukalyptus, Holz oder Bambus - am Ende ist von dem Naturprodukt nichts übrig. Eine nachhaltigere Variante “Lyocell” stellt die Firma Lenzing mit dem Produktnamen TENCEL™ oder ECOVERO™ her. Doch eine “nachhaltigere” Variante bedeutet nur, dass sie besser sind, als eine konventionelle vergleichbare Viskose. Es ist also nicht per se gut.Immerhin ist die Abbauzeit von Viskose ist im Gegensatz zu Kunststoffen besser. In der Natur würde sie sich schneller zersetzen.

Ein klares nein zu Synthetikfasern. Polyester, Polyacryl, Polyamid, Nylon, Elasthan, Lycra und Acetat solltet ihr meiden. Laut BUND wurden 2015 etwa 706 Milliarden Kilogramm CO2-Äquivalente allein durch die Produktion von Polyesterfasern erzeugt, welche mit 60% den größten Teil an Kunstfasern bilden. Das entspricht in etwa dem Ausstoß von 185 Kohlekraftwerken in einem Jahr, oder der Menge CO2, die 234 Millionen Hektar Wald speichern würden – eine Fläche so groß wie Algerien. Zudem lösen sich beim Tragen und Waschen Mikrofasern - also Mikroplastik von den Kleidungsstücken, die der Natur und uns schaden.

Fasergemische solltet ihr ebenfalls reduzieren. Warum? Es ist leider immer noch schwierig solche Stoffe zu recyceln. Vor allem, wenn Naturfasern mit Kunstfasern gemischt werden. Aus ihnen lassen sich keine neuen Kleidungsstücke mehr machen. Wird hier von Recycling gesprochen, werden eher Decken für den Transport von Möbeln, Produkte zum Dämmen daraus gemacht. Man spricht dann von Downcycling.

Worauf solltet ihr noch achten?

Findet ihr auf einem Etikett Begriffe wie „bügelfrei“, „knitterfrei“ oder „vor dem Tragen waschen“, enthalten diese Kleidungsstücke bedenkliche Chemikalien, die weder auf deine Haut noch ins Abwasser gehören. Auch Outdoor-Kleidung kann gefährliche Stoffe, enthalte die in Umwelt und dem Körper Schaden anrichten können.

Durchgefärbte Kleidung wird sehr oft mit vielen umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien und Kunststoffpartikeln gefärbt. Besser sind da Kleidungsstücke, die mit Pflanzenfasern gefärbt wurden oder ungefärbt sind. Viele Slow Fashion Firmen bieten solche Kollektionen an.

Siegel sind das A und O:

Frau stöbert in Kleidern auf einer Kleiderstange
Die besten Label auf einem Blick.Foto: Cam Morin bei unsplash.com

Siegel können euch bei der richtigen Wahl des Kleidungsstückes helfen. Denn wenn ihr die wichtigsten erkennt, kann ein kurzer Blick auf Etikett entscheiden, ob ihr das Kleidungsstück noch anziehend findet. Hier einmal die wichtigsten Siegel im Überblick:

  • GOTS (Global Organic Textile Standard)
  • Naturtextil IVN zertifiziert BEST (blau für Textilien, rot für Leder)
  • Bluesign Product
  • EU-Ecolabel
  • Öko-Text Standard 100
  • Fair Wear Foundation
  • PeTA Approved vegan
  • RWS

Eine ausführliche Vorstellung der einzelnen Siegel und Zertifikate könnt ihr hier nachlesen.

Der erste Eindruck zählt

Bevor ihr euch schon in dem tollen Kleidungsstück vorstellt schaut es euch beim Kauf genauer an. Wie ist das Material und die Verarbeitung? Generell sollte die Webrichtung an einem Kleidungsstück immer von oben nach unten verlaufen. Sonst sitzt es bereits nach der ersten Wäsche nicht mehr. Verläuft der Faden diagonal, Hände weg.

Die Länge der genutzten Fasern ist ebenfalls entscheidend. Hochwertige Baumwolle ist glatt und fusselfrei. Das gilt auch für Leinen und Wolle. Ein Problem, das übrigens noch in der Recycling-Industrie gelöst werden muss, denn dort sind die Fasern sehr klein und brüchig. Der Stoff oder das Strickstück dünnt daher schneller aus, wird fadenscheinig. Sind die Nähte fransig? Gibt es überall noch Fäden oder sind die Nähte schief? Ist der Stoff nur oberflächlich bedruckt oder ist das Muster vielleicht gewebt? Sind die Knöpfe fest, und lässt sich der Reißverschluss gut ziehen? Minderwertige Metallteile können rosten oder Nickel enthalten, das Allergien auslöst.

Könnt ihr das Kleidungsstück riechen?

Oft lässt sich auch ein Geruchstest machen. Flieht um eure Nase ein chemischer Geruch, Hände weg vom Kleidungsstück. Dieser Geruch wird gern mit “Neu” oder “imprägniert” in Verbindung gebracht, ist aber ein Zeichen von Chemikalien, die sich verflüchtigen und euch nicht gut tun.

Anprobieren. Denn Kleidung sollte sitzen

Frau in einer Umkleidkabine
Kleidung sollte sitzen, daher immer vor dem Kauf anprobieren.Foto: Cottonbro bei pexels.com

Kleider sollte euch nicht beim Sitzen und Bewegen Probleme bereiten. Denn knapp 20% unserer Kleidung im Kleiderschrank wird nicht getragen, weil sie uns nicht passt oder unbequem ist. Ein Bewegungstest bei der Anprobe hilft: Beim Arme heben oder Bücken darf nichts spannen oder übermäßig verrutschen.

Verzichtet auf neuwertige Kleidung im used Look

Kleidung die bereits nach bereits lange getragen aussieht, solltet ihr meiden. Gerade Jeans werden unter schlechten Arbeitsbedingungen auf Used getrimmt. Die Mitarbeiter in vielen Firmen sandstrahlen Jeans ohne Schutzkleidung - sie werden davon sehr krank. Wenn ihr auf solche Kleidung nicht verzichten wollt gibt es zum Beispiel Jeansfirmen wie Mud, Nudie oder sogar Levis uvm., die bereits getragene Jeans als “vintage” anbieten. In Secondhand könnt ihr solche Schätze auch finden.

Ist das Kleidungsstück kombinierbar?

Viele Kleidungsstücke werden auch nur selten im Jahr getragen, weil sie Anlass oder Trend bezogen gekauft wurden, sie nur bei bestimmten Temperaturen getragen werden können oder nicht kombinierbar sind. Überlegt euch daher beim Shoppen, ob das neue Kleidungsstück mit bisherigen Klamotten in eurem Schrank kombiniert werden kann und ob ihr das Kleidungsstück auch Jahreszeiten übergreifend und lange tragen wollt.

Erfüllt euer potentielles Kleidungsstück in eurer Hand all die oben genannten Kriterien, könnt ihr sicher sein, dass ihr  lange Freude daran habt und euer Kleiderschrank künftig einen geringeren negativen Impact auf die Umwelt habt.

Hier noch einmal unsere Tipps für qualitativ hochwertige Kleidung zusammengefasst:

  • Vermeidet Kleidung, die nach einer minderwertigen Produktion aussieht (schiefe oder offene Nähte, lose Knöpfe usw)
  • Finger weg von Kleidung, die nicht gut riecht
  • Schaut auf das Etikett und achtet auf Naturfasern und Siegel
  • Kauft nur Kleidung, die auch wirklich passt
  • Verzichtet auf neuwertige Kleidung im used Look
  • Prüft, ob das Kleidungsstück mit anderer Kleidung in eurem Kleiderschrank kombinierbar ist.


planet background image

Verpasse nie ein wichtiges Update 👇

Melde dich an, um die neusten Nachrichten in deiner Inbox zu erhalten.
Wir schützen deine Daten jederzeit.
Datenschutzerklärung

Wenn ihr noch wissen wollt, wieviel CO₂ ihr mit der ein oder anderen Veränderung in eurem Kleiderschrank einsparen könnt oder in euren Alltag, dann startet noch heute mit unseren Challenges in der PLAN3T App. Rettet was geht und trackt eure Erfolge jeden Sonntag. Und das tolle: für jede geschaffte Challenge belohnen wir euch mit PLAN3T-Coins, die ihr bei unseren nachhaltigen Partnern einlösen könnt. Wir wünschen euch viel Spaß beim Ausprobieren der Challenges. Wenn ihr Ideen für zukünftige Blogposts habt oder weitere Fragen, schreibt uns gern an hello@plan3t.one oder kontaktiert uns über Instagram, Facebook oder LinkedIn.

Zum Nachlesen:📚

https://www.siegelklarheit.de/vergleichen/textilien/

https://www.ci-romero.de/kritischer-konsum/siegel-von-a-z/

https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/20151123_greenpeace_modekonsum_flyer.pdf