CO₂ Intensive Lebensmittel: Was wir essen, ist, was wir emittieren

Du fragst dich, was es denn mit den ganzen anderen Lebensmitteln auf sich hat? Kann es sein, dass nur tierische Produkte eine schlechte Bilanz für das Klima haben? Nein, nicht nur Fleisch hat eine schlechte CO₂ Bilanz. Es gibt eine Vielzahl an Lebensmitteln, die dem Klima in zu großen Mengen schaden können und die wir daher mit Bedacht konsumieren sollten. Bei einigen der Produkten werdet ihr überrascht sein. Versprochen.

Was macht die CO₂ Intensität aus?
Wie schon in unserem Blog Post zu tierischen Produkten erklärt und ausführlich besprochen, spielt die Landnutzung, der Wasserverbrauch und die CO₂ Emissionen bei Transport, aber vor allem bei der Herstellung eine große Rolle. Je mehr Land die Produktion eines Lebensmittels in Anspruch nimmt, desto weniger Fläche kann für die Kultivierung, für den Schutz und die Renaturierung von wichtigen CO₂ Senken verwendet werden. CO₂ Senken nehmen mehr CO₂ auf als sie abgeben. Das sind zum Beispiel Moore oder Wälder. Der Wasserverbrauch ist vor allem in wasserarmen Regionen im Globalen Süden, aber auch schon in Südeuropa ein Faktor, den wir unbedingt beachten sollten.

Was ist CO₂ intensiver - Transport oder Herstellung?
Anders als erwartet, entstehen nur 6% der CO₂ Emissionen beim Transport der Lebensmittel. Das liegt zum größten Teil daran, dass viele Lebensmittel noch per Schiff von A nach B gefahren werden. Werden Lebensmittel über den Luftweg transportiert, würde das 50 mal mehr Treibhausgase ausstoßen. 0,023 Kilogramm Kohlendioxid-Äquivalente (CO₂e) pro Tonnenkilometer* auf dem Seeweg stehen 1,13 Kilogramm CO₂e auf dem Luftweg gegenüber. Daher sollten Lebensmittel, die per Flug zu uns kommen vermieden werden. Das sind z.B. alle Lebensmittel, die frisch und reif sein sollen wie z.B. Bohnen, Spargel, sämtliches Beerenobst, Mangos und auch Krabben, die per Flieger zum Krabbenpulen in den Globalen Süden geschickt werden.

"0,023 Kilogramm Kohlendioxid-Äquivalente (CO₂e) pro Tonnenkilometer* auf dem Seeweg stehen 1,13 Kilogramm CO₂e auf dem Luftweg gegenüber."

Welche Produkte sind denn jetzt besonders CO₂ Intensiv?
Generell gelten tierische Produkte immer noch am CO₂ intensivsten. Eine große Überraschung für viele ist die CO₂ Bilanz von Butter. Für Butter braucht man sehr viel Milch. Es müssen also viele Kühe gehalten und gefüttert werden. Dabei stoßen nicht nur die Tiere selbst schädliche Treibhausgase aus (🐄💨). Auch die Futterproduktion hat einen gehörigen CO₂ Fußabdruck. Der Pups einer Kuh enthält übrigens vor allem Methangas, also ein Treibhausgas, das 24 mal schädlicher für unser Klima ist, als CO₂. Alles in allem braucht man laut dem Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung bis zu 24 Kilogramm CO₂e um ein Kilo Butter herzustellen.

"Der Pups einer Kuh enthält übrigens vor allem Methangas, also ein Treibhausgas, das 24 mal schädlicher für unser Klima ist, als CO₂."

Im Durchschnitt werden für die Produktion von einem Kilo Käse 8,5 Kilo CO₂e benötigt. Eine wertvolle Eselsbrücke für die Nicht-Veganer unter euch ist dabei: Je weniger Fett der Käse enthält, desto kleiner ist sein CO₂ Fußabdruck. So mancher Camembert mit einem Fettanteil von 70 Prozent schneidet hier also schlecht ab.

"Je weniger Fett der Käse enthält, desto kleiner ist sein CO₂ Fußabdruck."

Während für ein Kilo Rindersteak 18 kg CO₂e ausgestoßen werden, fallen bei der Produktion von frischem Gemüse im Schnitt nur 0,15 Kilo CO₂e an. Auch hier gibt es gute und weniger gute Lebensmittel.

Pflanzliche Lebensmittel haben also einen deutlich geringeren CO₂-Fußabdruck. Wer auf tierische Produkte verzichten möchte, muss die täglichen Mahlzeiten ausgewogen gestalten und Proteine über pflanzliche Lebensmittel zu sich nehmen. Was die Top- proteinreichen Lebensmittel aus der Pflanzenwelt, erfahrt ihr in unserem nächsten Blogpost.

Unsere liebsten Sünde: Kaffee ☕️
Eine Tasse Kaffee verursacht bis zu 101,35g CO₂. Umgerechnet sind das 10,7 kg CO₂ pro Kilo Kaffee. Da Kaffee das Lieblingsgetränk der Deutschen schlechthin ist, hier ein paar einfache Tipps, mit denen du deinen Kaffeekonsum etwas nachhaltiger gestalten kannst.

  • Beim Kaffeekauf auf Nachhaltigkeitssiegel achten
  • Muss wirklich jede einzelne Tasse Kaffee sein? Vor Allem, die jetzt schon seit Stunden halb ausgetrunken auf deinem Tisch steht. Oder der Rest der seit heute morgen in der Frenchpress rumchillt
  • Kapseln? Nö Danke!
  • Probier mal pflanzliche Milchalternativen. Wir empfehlen am besten Hafermilch.
  • Kaffee von Herstellern und Röstern beziehen, die Ökoenergie verwenden. Falls du das herausfinden kannst
  • „Coffee to go“: Mehrweg- statt Einweg Becher nutzen.
  • Energieeffiziente Kaffeemaschinen kaufen.
  • Maschinen ausschalten, wenn sie nicht genutzt werden.

Von weit, weit weg da kommt sie her: Die Avocado
Mit all ihren Vorteilen, hat die geliebte Avocado einen riesigen Boom ausgelöst. Die ist nicht nur reich an gesunden Fettsäuren, liefert wertvolle Vitamine und hat wenig Kohlenhydrate, sondern hilft uns auch noch beim Abnehmen. Leider ist das alles schon fast zu schön, um wahr zu sein. Für Avocado Plantagen werden große Waldflächen gerodet - und das meist illegal. Die Leidtragenden sind meist die sozial schwachen und einheimischen Bauern und Bevölkerungsgruppen. Dazu kommt, dass Avocados vorwiegend in Monokulturen angebaut werden, teils künstlich bestäubt und mit Pestiziden besprüht werden. Ein einziger Avocadobaum braucht am Tag etwa 50 Liter Wasser. Für ein Kilo (etwa 4-5 Früchte) werden rund 1000-2000 Liter Wasser  benötigt. Also 5 bis 10 Badewannen voll, davon kann man etwa einen Monat lang, jeden Tag 5 Minuten duschen. Wenn es dann auf die große Reise Richtung Europa geht, werden Avocados nicht nur um die halbe Welt geschifft, sondern müssen auch noch den gesamten Weg gekühlt gelagert werden. Die Avocado ist damit ein Klimasünder, aber dennoch besser für die Umwelt als tierische Produkte.

"Ein einziger Avocadobaum braucht am Tag etwa 50 Liter Wasser. Für ein Kilo (etwa 4-5 Früchte) werden rund 1000-2000 Liter Wasser benötigt. Also 5 bis 10 Badewannen voll, davon kann man etwa einen Monat lang, jeden Tag 5 Minuten duschen."

Funfact: Nicht nur Rinder pupsen Methan! Auch beim Reisanbau werden große Mengen an Methan frei. Gerade im Reisanbau auf nassen Reisfeldern siedeln sich in den gefluteten Reisfeldern methanproduzierende Mikroben an, die sich von dem zersetzendem organischen Material ernähren. Da Reis weltweit ein Fünftel der weltweit konsumierten Kalorien liefert ist auch gerade der Reisanbau in Wasserbecken für mindestens 10% der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das sind zwischen 9% und 19% der globalen Methanemissionen. Wenn du hier auf Nummer sicher gehen möchtest, achte beim Kauf auf Reissorten, die trocken angebaut werden oder bei deren Anbau die Reisfelder phasenweise nach der Ernte trockengelegt werden. Allerdings sind diese Anbaumethoden für die Reisbauern weniger ertragreich und aufwendiger, und deswegen natürlich seltener. Es sind aber schon nachhaltige landwirtschaftliche Lösungen in Aussicht, die die Treibhausgasemissionen des Reisanbaus senken können. Bis dahin ist es besser, wer es sich finanziell erlauben kann, auf Reis zu verzichten oder den Konsum zurückzufahren.

Saisonal & Lokal
Eine große Portion an CO₂ können wir bei unserer Ernährung einsparen, indem wir lokal und saisonal einkaufen. Eine lokale reduziert die Transportwege der Lebensmittel. Und nicht nur das! Wenn lokale Lebensmittel auch noch saisonal gekauft werden heißt das auch, dass wir dazu keine Gewächshäuser im Europäischen Winter beheizen müssen, damit wir auch im Januar Erdbeeren essen können. Viele Lebensmittel sind nämlich nur deswegen außerhalb der Saison in unseren Supermärkten verfügbar, weil wir sie unter künstlichen Bedingungen in Gewächshäusern anbauen. Das ist ein Energiefresser une Klimakiller zugleich. Um das zu verhindern, hilft uns ein Kalender, der uns bei jeden Einkauf leitet und führt, indem er uns zeigt, welche Lebensmittel zur Zeit lokal geerntet werden. Damit hilfst du nicht nur dem Klima, sondern tust auch noch etwas für die lokalen Landwirtinnen und Landwirte. Schau doch mal hier und lass dich von saisonalen, lokalen Lebensmitteln inspirieren:

🍏 HIER GEHT ES ZUM SAISONKALENDER

Gefrorene Lebensmittel
Sonntags ist bei vielen Brunch Tag mit vielen Leckereien. Unser Favorit sind Banana Pancakes. Aber was kommt drauf? Typischer Weise natürlich vielerlei Früchte und Beeren mit einer ordentlichen Portion Erdnussbutter. Blaubeeren, Himbeeren und Erdbeeren sind aber leider den Großteil des Jahres hier in Europa nicht saisonal zu haben und werden deswegen fast immer aus den fernen wärmeren Regionen eingeflogen oder aber in europäischen Gewächshäusern angebaut. Beides ist irgendwie Mist. Aber was dann? Schaut doch mal in die Tiefkühltruhe eures Supermarktes. Da findet ihr fast immer leckeres gefrorenes Obst. Auch Beeren und Früchte aller Art. Aber ist das wirklich nachhaltiger? Das haben wir für euch gecheckt. Lasst uns mal das Beispiel von Erdbeeren genauer anschauen. 🍓

Erdbeeren sind in Deutschland nur im Juli saisonal. Also genau dann, wenn wir sie selbst auf den Feldern pflücken können. Ein Kilo Erdbeeren hat dann einen CO₂ Fußabdruck von 0,3 CO₂e. Sofern ihr Erdbeeren außerhalb der Saison frisch im Supermarkt kauft haben sie einen durchschnittlichen Fußabdruck von etwa 3,4 CO₂e. Gefrorene Erdbeeren außerhalb der Saison ziehen zwar Energie für die Kühlung, aber deutlich weniger als für Gewächshäuser im Winter. Sie bringen nur 0,7 CO₂e auf die Waage pro kg. Das heißt also: lieber gefroren kaufen, wenn schon nicht saisonal und lokal.

Gefriergetrocknete Lebensmittel
Diese Art Lebensmittel haltbar zu machen wird in den nächsten Jahren wohl noch zunehmen. Wie funktioniert das? Während die Lebensmittel eingefroren werden, wird gleichzeitig ein Vakuum erzeugt, das die Flüssigkeit aus dem Lebensmittel zieht.  Leider ist das Verfahren noch energieaufwändig. Es gibt aber bereits schon Bio-Anbieter, die mit erneuerbaren Energien arbeiten und die Technik entwickelt sich stetig. Das Gute an gefriergetrockneten Lebensmitteln: Durch das Verfahren bleiben alle Vitamine, Nährstoffe und Aromen enthalten und die Lebensmittel sind lange haltbar. So müssen Lebensmittel, die geerntet, aber nicht verkauft oder frisch verarbeitet werden, nicht weggeworfen werden.

Was können wir jetzt tun?
Wirf doch ab und zu einen Blick in den Saisonkalender, den wir dir oben empfohlen haben und lass dich von all den wunderbaren Lebensmitteln inspirieren, die momentan saisonal und lokal zu haben sind. Natürlich ist das easy, peezy, lemon squeezy im Sommer, aber auch im Winter bitte nicht verzagen. Schwinge doch einfach mal um auf gefrorene Früchte, die nicht in beheizten Gewächshäusern angebaut werden.

Bewusstes Konsumieren und Genießen
Wie bei allem, was unseren Konsum betrifft, heißt es die goldene Mitte zu finden. Natürlich sollt ihr auch zukünftig ab und zu ein leckeres Reisgericht genießen dürfen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Aber kleine Schritte machen einen großen Unterschied. Und vielleicht hilft das Bewusstsein über den CO₂ Rucksack einiger Lebensmittel schon, sie seltener, aber dafür viel bewusster zu genießen. Das ist dann so ähnlich wie Omas Weihnachsplätzchen – die gibt es auch nicht immer und schmecken an Weihnachten dafür umso besser 😉

Mit diesen Tipps und Tricks kannst du im Handumdrehen und kinderleicht einen erheblichen Teil deines monatlichen CO2 Fußabdrucks einsparen. Im Mai gibt es für alle Challenges, die sich auf das Thema Ernährung beziehen sogar doppelte Planet Coins. Wir wünschen dir viel Spaß beim Ausprobieren. Wenn ihr Ideen für zukünftige Blogposts habt oder weitere Fragen, schreibt uns gern an hello@plan3t.one oder kontaktiert uns über Instagram, Facebook oder LinkedIn.

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Zum Nachlesen 📚

  1. https://ourworldindata.org/environmental-impacts-of-food?country=#whether-food-travels-by-sea-or-air-makes-all-the-difference
  2. https://utopia.de/ratgeber/wie-reisanbau-funktioniert-und-seine-folgen-fuer-das-klima/
  3. https://www.swrfernsehen.de/marktcheck/hintergrund/article-swr-5774.html
  4. https://utopia.de/ratgeber/kostenlose-regionale-superfoods/
  5. https://utopia.de/ratgeber/regionale-alternativen-zu-superfoods/
  6. https://www.oekotest.de/essen-trinken/Chiasamen-Gojibeeren-Co-21-Superfoods-im-Test_108600_1.html?artnr=107544&bernr=04
  7. https://utopia.de/galerien/alternativen-zu-chia-samen-goji-beeren-co/#1
  8. https://utopia.de/ratgeber/avocado/https://www.nzz.ch/international/mexiko-die-avocado-und-das-organisierte-verbrechen-ld.1365161
  9. https://www.verbraucherzentrale-bayern.de/wissen/haetten-sies-gewusst/sind-avocados-im-anbau-wasserverschwender-10327
  10. https://www.polarstern-energie.de/magazin/artikel/kaffee-fair-und-bio/

*Food Miles werden in Tonnenkilometern pro Jahr gemessen. Ein Tonnenkilometer ist eine Maßeinheit für den Güterverkehr, die den Transport einer Tonne Güter über eine Strecke von einem Kilometer angibt.