Alternativen zum Kleiderkauf: Über Kleidertausch und Kleidung mieten

Frau legt Kleidung zusammen
Foto: Sarah Brown von Unsplash

Kleidung ist für viele von uns ein Mittel zum Ausdruck. Wir wollen uns wohl fühlen, gut aussehen und vielleicht auch Aufmerksamkeit oder zumindest einen Eindruck hinterlassen. Wären wir alle Mark Zuckerberg, würden wir nur die gleichen uniformen Kleidungsstücke tragen. Sind wir aber nicht und deswegen konnte die Fashion Industrie so unglaublich expandieren. Das ist auch der Grund, warum die Fashion Industrie mittlerweile für fast 10% der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich ist.

Heruntergebrochen bedeutet dies für unseren Kleiderschrank:

  • In den Industrieländern kauft jeder von uns durchschnittlich 30 kg Kleidung im Jahr.
  • Im Durchschnitt tragen wir ein Kleidungsstück nur viermal, bevor wir es wegwerfen.
  • 75% der weggeworfenen Kleidung landet in der Textilverwertung
  • Über die Hälfte der Kleidung bleibt in unserem Kleiderschrank pro Jahr ungetragen.

Bedenkt man, dass die Modeindustrie für 20% der weltweiten Abwässer verantwortlich ist und die Textilfärberei der weltweit zweitgrößte Wasserverschmutzer ist. Hält man sich vor Augen, dass viele unserer Kleidungsstücke unter widrigen Bedingungen für die Arbeiter:innen in der Fashion Industrie hergestellt wurden, dann wird umso deutlicher, dass jedes Kleidungsstück in unserer Garderobe einen Impact auf die Welt und die Gesellschaft. Je mehr wir jedes  Kleidungsstück tragen, desto kleiner wird dessen Impact. Wählen wir statt Fast Fashion, Slow Fashion reduzieren wir den Impact zwar, aber er ist immer noch da.

Die einzige Möglichkeit den Impact weiter zu verringern, ist das Kleidungsstück sehr lange zu tragen. Mit diesem Hintergrund hat sich seit einigen Jahren ein sehr schöner neuer Trend entwickelt: Kleidung tauschen, ausleihen und verleihen, damit die Kleidung möglichst lang getragen wird.

Kleidertausch:

Frau sucht Kleidung aus.
Kleidertauschpartys sind eine schöne Alternative zum Shoppen und auch für den kleinen Geldbeutel geeignet.Foto: Billow926 von Unsplash

Entweder gehst du zu einer organisierten Kleidertauschparty oder du veranstaltest mit Freund:innen oder deiner Familie eine. Jeder Gast bringt aussortierte saubere Kleidung mit. Zuerst wird die Kleidung gesammelt und später kann sich jeder aus der Kleidersammlung neue Lieblingsteile aussuchen, anprobieren und mitnehmen. Das Schöne dabei: Es geht hier nicht um den finanziellen Aspekt, denn du bezahlst für die Kleidung nicht.

Kleiderverleih:

Der Kleiderverleih ist ideal, wenn für ein spezielles Event ein besonderes Kleidungsstück gebraucht wird. Denn wie viele Abendkleider, Anzüge oder anlassbezogene Kleidung befinden sich in unseren Schränken und werden dann nie wieder getragen? Für einen Geschäftstermin, die nächste Hochzeit oder Tanzveranstaltung einfach mal Kleidung und Accessoires zu mieten ist nachhaltig, da das Kleidungsstück anschließend nicht ungetragen im Schrank hängt.

Der Kleiderverleih hat sich mittlerweile in zwei Richtungen bewegt. Anfangs ging es bei den ersten Kleiderverleih nur darum ungetragene Kleidungsstücke aus privaten Kleiderschränken auch anderen Interessenten anzubieten: Peer-to-Peer. Diesen Bereich gibt es immer noch und er wächst stetig. Doch die Fashionindustrie sieht darin in den nächsten vier Jahren ein wachsendes Umsatzpotenzial von etwa 2 Milliarden US-Dollar. Somit gibt es auch viele professionelle Anbieter, bei denen man in unterschiedlichen Leih-Modellen die Kleidung ausleihen kann. Dabei handelt es sich um Abo-Modelle, bei denen die Kleidung über mind. 1-2 Wochen gemietet werden kann oder auch über längere Zeiträume.

Frau schaut auf ihr Smartphone
Der Kleiderverleih ist ideal, wenn für ein spezielles Event ein besonderes Kleidungsstück gebraucht wird.Foto: Anete Lusina von Pexels

Es gibt entweder:

  • eine Box mit einer “Capsule Wardrobe”, also eine Auswahl von Kleidungsstücken für den Alltag, die du vielfältig kombinieren kannst,
  • Oder du erstellst dir auf der Plattform eine Merkliste  mit Kleidung, die dir gefällt und du bekommst ein Paket mit 5-6 Kleidungsstücken daraus zugeschickt.
  • Deine ganz persönlich Auswahl an Kleidern, die du leihen möchtest.

Am Ende hast du meistens die Möglichkeit die Kleidungsstücke, die dir besonders gefallen für einen günstigeren Preis zu kaufen. Die restliche Kleidung schickst du wieder zurück. Sie wird gereinigt, bei Bedarf repariert und dann weitervermietet. Am Ende entscheiden die Vermieter ob sie die Kleidung günstig in einem Sale verkaufen oder den Labels zurückgeben, damit sie recycelt werden können.

Die Anbieter von diesen Modellen sind vielfältig: Aus dem Luxus-Segment, aus dem Fast-Fashion-Bereich aber auch aus der Slow-Fashion-Szene. Oft sind es Plattformen, die unterschiedliche Modelabels anbieten, wie z.B die nachhaltige Leih-Plattform UNOWN, FAIRNICA, oder für Luxusfashion Dresscoded.

Auch bei einigen Modeunternehmen hast du die Möglichkeit Kleidung zu leihen. MUD Jeans bietet z.B. nachhaltige Jeans im Abo an. Damit soll garantiert werden, dass die Kleidung am Ende wieder zurück zu ihnen gelangt. So kann im Sinne der Kreislaufwirtschaft das Material für neue Kleidung recycelt und wiederverwendet werden. Aber nicht alle haben einen nachhaltigen Gedanken.

Kritik am Kleiderverleih:

Pünktlich zur letzten Fashion Week im Sommer ist eine Studie aus Finnland erschienen, die sich die Frage gestellt hat, wie nachhaltig der Kleiderverleih wirklich ist.  Das Ergebnis war verheerend. Der Transport und die professionelle Reinigung der verliehenen Kleidung erhöhen die CO₂ Klimabilanz und schaden der Umwelt. Das Mieten von Kleidung hat somit den höchsten negativen Impact in der Bekleidungsindustrie im Vergleich zum normalen Kauf eines Kleidungsstückes. Dabei muss man verstehen, dass die untersuchten Unternehmen einen weiten Kundenkreis haben. Das bedeutet, dass die Kleidung weit transportiert wird. Die Studie gab daher auch an, dass der Verleih durchaus sinnvoll sein kann, wenn der Verleih mit nachhaltigen Transportmöglichkeiten organisiert wird und sich in der Nähe des Mieters befindet. Auch mit einer nachhaltigen, ökologischen Reinigung kann der negative Impact weiter reduziert werden. Und am Ende kommt es auch wieder auf die Menge an und auf das Verhalten des Mieters.

Mieten is ok, wenn man wirklich nur ein Kleidungsstück für ein Event kauft. Oder einmal einen neuen Stil ausprobieren möchte. Nicht nachhaltig ist es, wenn man den Großteil seines Kleiderschrankes mit gemieteter Kleidung bestückt.

Secondhand:

Neben Kleidertausch und Kleiderverleih gibt es noch die Möglichkeit gebrauchte Kleidung, also Secondhand käuflich zu erwerben. Entweder über Läden in deinem Ort, auf Floh- oder Kleidermärkten oder auch auf digitalen Plattformen wie z.B. Sellpy oder Vinted (ehm. Kleiderkreisel). Wenn du auf der Suche nach Kleidung für besondere Anlässe bist, kann auch ein Kleiderfundus oder eine Kostümverkauf vom Theater interessant sein.

Garderobe mit Hemden
Foto: Fernando Lavin von Unsplash

Wie setzt sich also ein nachhaltiger Kleiderschrank zusammen?

  • Trage deine Kleidung so lange wie möglich
  • Ersetze alte untragbare Kleidung mit hochwertiger nachhaltiger Kleidung, mit Kleidung aus natürlichen Materialien oder Secondhand.
  • Miete oder leihe Kleidung, die du nur selten benötigst. Achte aber bei Mietplattformen ob sie in deiner Nähe sind, die Kleidung nachhaltig gereinigt wird und ob sie nachhaltige Modelabels anbieten.
  • Tausche bzw. teile Kleidung im engsten Freundeskreis
  • Verkaufe oder tausche Kleidung, die du nicht mehr trägst, aber noch gut erhalten ist.
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Zum Nachlesen:📚

https://www.kleidertausch.de

/https://luxiders.com/de/kleidungsverleih-im-blickpunkt-angesichts-seiner-umweltbilanz/

https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/abfac3/pdf